Zufallsgeschaltete Neonzeichen als permanente Markierung des ehemaligen Grenzübergangs Oberbaumbrücke Berlin. Realisiert 1997 im Auftrag des Senats für Bauen, Wohnen und Verkehr von Berlin.
Ein zufallsgeschaltetes Neonspiel markiert den ehemaligen innerstädtischen Grenzübergang Oberbaumbrücke. Zwei runde Leuchtkästen aus Acryl, je 100 cm im Durchmesser, sind in den mittleren Sprengzwickeln der Hochbahn-Brücke über der Spree installiert. In ihnen sind jeweils drei gebogene Neonröhren (gelb, rot und blau leuchtend) montiert, die Umrisslinien von Handhaltungen darstellen. Sie sind Gesten des titelgebenden Spiels „Stein Papier Schere“: Die rote Linie formt eine flache Hand (Papier), die gelbe Linie zeigt gespreizte Finger (Schere), die blaue Linie bildet den Umriss einer geballten Faust (Stein). Die beiden Leuchtröhrensysteme sind über Dämmerungsschalter von Anbruch der Dunkelheit bis 1 Uhr nachts geschaltet, über Zufallsgeneratoren angesteuert, wechseln die Handstellungen alle sechs Sekunden. Die Objekte sind unauffällig gestaltet und sollen ähnlich selbstverständlich wie Verkehrsschilder wirken. Kein weithin sichtbares Zeichen wurde gesetzt, sondern eines, das sich sowohl in die historische Brücke als in den neu eingefügten Mittelteil integriert. Stein schlägt Schere, Schere schlägt Papier, Papier schlägt Stein – vergleichbar mit dem Münzwurf wird das Spiel in aller Welt gespielt, um schnelle und von Argumenten unabhängige Entscheidungen zu treffen. Dem Zufallsprinzip folgend, ist eine Seite der anderen überlegen oder unterlegen, ohne dass diese generell schwächer oder stärker wäre. Allein die Kombination erzeugt die jeweilige Machtverteilung: Rivalität, Machtspiel und Kräftemessen zweier Konkurrenten werden in Stein Papier Schere ironisch konkretisiert: Zwei Menschen stehen sich gegenüber und versuchen in einer Situation zu einer Entscheidung zu kommen, in der weder eine argumentative noch eine gewaltsame Lösung in Aussicht steht. Mit dem Glücksspiel werden die Teilung der Stadt und die Bedeutung der Brücke als innerstädtischer Grenzübergang von 1972 bis 1989 künstlerisch aufgearbeitet. Mit reduzierten stilistischen Mitteln stellt sich die Frage, inwieweit politische Entscheidungen historischer Tragweite letztlich von Zufällen abhängig sind, also einen Moment der Willkür implizieren. Goldberg baut eine gedankliche Brücke von der Vergangenheit in die Gegenwart und greift die politische Brisanz auf. Das Spielerische wird zu einem ironischen Kommentar auf die vermeintliche Zwangsläufigkeit im Wettkampf der Systeme und dessen historischer Bedeutung. Es ist ein universell verständliches Denkzeichen.