Realisiert 2012 als permanente Installation im Skulpturenpark der Herbert Gerisch-Stiftung in Neumünster. Eine stilisierte Wolke aus glänzendem, weißen Kunststoff mit den Maßen 300 x 200 x 200 cm sitzt in 580 cm Höhe, drehbar, oben auf der Spitze einer 450 cm langen horizontalen Traverse, die über das Wohnhaus schwenkt.
Der Mast und die Traverse bilden einen Metallwinkel, der über das Dach des Wohnhauses reicht und drehbar gelagert ist. Er wird vom Wind ausgerichtet und ist außerdem über einen in Brusthöhe angebrachten Griff per Hand um 360° schwenkbar. Der Winkel ist mit spiegelpoliertem Edelstahl verkleidet. Cumulus 11.08 schwebt über dem Privathaus des Stifterpaares Herbert und Brigitte Gerisch, einem Bungalowbau aus den 1960er Jahren, der zur Straße hin durch eine hohe Betonmauer und ein Metalltor abgegrenzt ist und somit vom Straßenraum aus nicht einsehbar ist. Der Horizontalen der Betonmauer wird die Vertikale des Wolkenbügels hinzugefügt, sodass ähnlich einem Koordinatensystem ein weiterer Raum aufgespannt wird. Die Wolke ist der einzige Hinweis auf das sich dahinter befindliche Haus und verweist wie ein Markierungspfeil einer Landkarte auf das Haus und die Gerisch-Stiftung. Mit der Cumuluswolke, auch als Haufenoder Quellwolke bezeichnet, hat Goldberg eine gemeinhin als besonders schön geltende Wolkenform konserviert: die klassische Bilderbuchwolke (Schäfchenwolke), die eine flache Unterseite und strahlend weiße, runde Ausformungen auf der Oberseite auszeichnet. Die Geschlossenheit der Form der Skulptur wird durch die hochglänzend weiße Oberfläche unterstrichen: Cumulus 11.08 grenzt sich in ihrer Stilisierung von dem natürlichen Vorbild ab. Der reale Himmel hat diese synthetische Wolke als künstliches Versatzstück erhalten. Der Zusatz des Titels „11.08“ verweist auf eine Wolkenformation, die im August 2011 fotografiert wurde – die Konservierung eines flüchtigen, in Bewegung befindlichen Momentes wurde in die Überzeitlichkeit überführt. Obgleich Wolken „ziehen“ und man ihnen gedankenverloren nachschaut, wird die natürliche Bewegung der Wolken negiert. Die Wolke im Gerisch-Skulpturenpark kreist wie von einem Band gehalten um den Mast. Im Gegensatz zu natürlichen Wolken ist das Pendant greifbar und fassbar. Cumulus 11.08 erweitert die ständige Skulpturensammlung des Gerisch-Skulpturenparks. Die Auswahl der Skulpturen erfolgt seit 2005 dahingehend, Skulpturen in die Sammlung aufzunehmen, die sich mit der Verbindung von aktueller Kunst und Landschaft sowie der Frage beschäftigen, wie Kunst die sehnsuchtsbeladenen Vorstellungen von Natur aufgreift. Goldbergs Arbeit fragt ebenso nach der spezifischen Ausrichtung des Ortes wie nach individuellen, historischen und gesellschaftlichen Utopien, die sich hinter heutigen Vorstellungen von Idylle verbergen: mithilfe der Wolken träumen sich die Menschen fort, entrücken der Realität. Sie bauen sich ein „Schloss in den Wolken“, wo utopische Vorstellungen und Wünsche verortet werden. Cumulus 11.08 ist eine Chiffre, ein Zeichen und gleichzeitig Projektionsform und Sehnsuchtsbild.
Fotos: Thorsten Golberg